Auf letzter Rille zum Titel
Hollywood hätte es nicht besser inszenieren können. Ja, es geht nur um Kreisfußball. Und doch war die „Lützner Bühne“ mit den knapp 600 Zuschauern, davon ca. 350 in blau gekleideten TSV’lern Endspiel-würdig. Wie bereits im Vorfeld recherchiert, bestritt Korwethe vor Jahrzehnten mit der damaligen „Jahrhundert-Truppe“ bereits ein Final und ging recht unglücklich als zweiter Sieger hervor. Diesen Bock wollte die New Generation um Kapitän Große gegen den ranghöheren BSC Laucha unbedingt umstoßen. Der angesprochene Große steht jedoch sinnbildlich für die lange Liste der Langzeitverletzten. Per Punktlandung meldeten zumindest Binneböse, Langheinrich und Hoppen Spielfähigkeit an. Genug der Blicke zurück, denn mit Anpfiff des Zeitzer Unparteiischen Bartlau ging der Blick nach vorn. Laucha im Vorfeld sorgfältig studiert, besann sich schnell auf ihre Qualitäten. Reichlich Langholz und vorn die pfeilschnellen Spitzen. Jedoch blieben diese dank stellungssicherer Kette um M. Hartmann, J. Hoppen und N. Herzer stumpf. Selbst zog der TSV den hoch anlaufenden Laucha- Büffeln mit langen Ballpassagen bereits zeitig den Nerv. Damit hielt man die Unstrut’ler zwar weitestgehend vom eigenen 16er fern, doch die tiefere Spielanlage hatte auch seine Schattenseite. Denn trotz häufiger Balleroberungen in der eigenen Hälfte war der Weg im Umkehrspiel einfach zu weit bzw. lief sich die alleinige Spitze J. Binneböse im Gästeverbund fest. Reichlich 20 min waren gespielt und es entwickelte sich nicht wirklich ein offener Schlagabtausch. So mussten Einzelaktionen herhalten, um die noch jungfräuliche Chancen-Statistik aufzuhübschen. Nachdem mit Zug zum Tor freistoßwürdig gestoppt, setzte der agile J. Schneider den ruhenden Ball aus 25m ins rechte obere Eck. Doch der Laucha-Schlussmann flog in großer Manier und lenkte das Runde über das Eckige. Minuten später war jedoch auch er machtlos. M. Uhlig, in der Regel eine ruhige Kugel bei den AH schiebend, öffnete perfekt auf A. Hesse. Drehbuchreif setzte Letztgenannter das Runde mit dem zweiten Kontakt per Marke Tor des Jahres ins linke obere Eckige, 1:0 (22.min). Drinnen wie draußen gab es nun kein Halten mehr. Stadionsprecher Ehret musste die blaue TSV-Wand aber nur kurz ermahnen, das doch Silvester erst am 31.12. stattfindet. Dieser Führungstreffer gab der jungen Küster-Elf den notwenigen Push. Jede auch noch so kleine Aktion wurde frenetisch abgefeiert. Erstaunlich, dass trotz Rückstand den finalerprobten Lauchaern anscheinend die Mittel fehlten. Diese machten es der TSV- Hintermannschaft dank durchschaubarem Langholz weitestgehend einfach. Der TSV blieb bei seiner flachen Ausrichtung und zog folgerichtig viele Standards vorm Laucha-16er. In Minute 37 so etwas wie die Vorentscheidung. Dank seiner dünnen Drähte, welche aus den Hosenbeinen gageln auch auf den Spitznamen „Storch“ hörend, ließ erneut Hesse dank unhaltbar abgefälschtem Freistoß die Kurve jubeln, 2:0 (37.min). Mit dieser Führung bat Schieri Bartlau zur Blutdruck-Senkung in die Kabinen.
Der zweite Abschnitt begann mit frischem Blut auf Lauchaer Seite. Doch auch dadurch änderte sich die teilweise planlose Herangehensweise nicht. Denn selbst der nun in vorderster Linie agierende, gefühlte 2m- Riese Keitel, konnte keinerlei Akzente setzen. Nach einer knappen Stunde zollte der hohe läuferische Aufwand aus Hälfte 1 dem junge TSV-Team allmählich Tribut. Fehlende Entlastung durch den verletzungsbedingten Wechsel, Hanschke für Schneider, taten ihr übriges. Doch auch diese Drangphase überstand der nun mental über sich hinauswachsende TSV ohne nennenswerte Probleme. Der Frust und die bei sengender Hitze aufkommende Müdigkeit ließ das eh nicht hohe spielerische Niveau weiter verflachen. Damit einher ging bei gefühlt jedem Zweikampf ein gelbwürdiges Verhalten voraus. Coach Küster machte ab Minute 70 die Schotten dicht und brachte mit Altmeister Wieruch für den ausgepumpten Binneböse, Schmidt und Langheinrich auf die Doppel 8 frische Beine. So konnte der 2 Tore Vorsprung bis in die 5minütige Nachspielzeit gehalten werden und der im Halbfinale eminent wichtige Zielspieler C. Fischer bekam im Zuge Zeit von der Uhr nehmen auch noch ein paar Finalminuten geschenkt. Leicht vorstellbar kannte der Jubel inkl. Platzsturm nach Abpfiff keine Grenzen.
Fazit: Man sabbelt stets gern von mannschaftlicher Geschlossenheit. Somit ist es auch an dieser Stelle nicht einmal im Ansatz notwendig, dem zweifachen Torschützen Hesse rauszuheben. Die Reaktion vom Keeper N. Förster, am Spieltag zu erfahren, nur auf der Bank Platz nehmen zu müssen, ist mit der Wertigkeit von Hesse gleichzusetzen und basiert einzig und allein auf einer wahrlich perfekt harmonierenden Kabine. Mit diesem Wissen kann und muss das Team unter frischem Wind auf der Trainerbank in die neue Saison starten.
Der TSV spielte wie folgt: Stark, Hartmann, Herzer, Hoppen, Hesse, Schneider (Hanschke), Uhlig (Fischer), L. Berbig (Schmidt), A. Berbig (Wieruch), Binneböse (Langheinrich), Pschribülla



Veröffentlicht: 28. Juni 2023